
☝️ Das Wichtigste in Kürze
- Auch mit einem schwachen Abischnitt ist ein Medizinstudium möglich – mit der richtigen Strategie, denn neben dem Abi Schnitt spielen auch andere Noten bei der Studienplatzvergabe eine Rolle.
- Die Zentrale Eignungsquote (ZEQ) bietet schulnotenunabhängige Chancen.
- Alternativen wie TMS, Ausbildung, FSJ oder private Universitäten können den Weg ebnen.
- Im Ausland zu studieren kann eine effiziente und oft günstigere Lösung sein.
- Eine kluge Kombination mehrerer Wege spart Zeit, Geld und Nerven.
📖 Inhaltsverzeichnis
Medizin mit schlechtem Abitur – geht das überhaupt?
Viele träumen davon, Ärztin oder Arzt zu werden, scheitern aber scheinbar an einer Zahl: dem Numerus Clausus (NC). In Deutschland ist das Medizinstudium stark überlaufen, und häufig hört man: „Mit einem Abi schlechter als 1,3 hast du keine Chance!“ Die Abinote und die Abiturnoten spielen bei der Vergabe der Studienplätze eine zentrale Rolle, da sie maßgeblich über die Zulassung entscheiden und im Auswahlverfahren mit den Noten anderer Abiturienten verglichen werden. Doch das stimmt längst nicht mehr.
Heute gibt es zahlreiche alternative Zugangswege zum Medizinstudium, die auch Bewerberinnen und Bewerbern mit einem durchschnittlichen oder schwächeren Abitur offenstehen. Viele Studieninteressierte stellen sich die Frage, ob ihr Durchschnitt ausreicht, da die Noten von Abiturienten aus verschiedenen Bundesländern unterschiedlich bewertet werden können. Entscheidend ist nicht, wie gut dein Abi war – sondern wie clever du deinen Weg planst.
Gibt es eine Grenze, ab der das Medizinstudium unmöglich ist?
Kurz gesagt: Nein. Es gibt keinen Abischnitt, der automatisch bedeutet, dass du nie Medizin studieren kannst.
Natürlich wird es mit einem Schnitt über 2,3 oder 2,5 schwieriger – zumindest an staatlichen Universitäten in Deutschland. Aber: Es existieren Wege, die komplett unabhängig von deiner Abiturnote sind. Im Vergabeverfahren für Medizinstudienplätze spielen neben der Note auch andere Auswahlkriterien und Kriterien eine Rolle, wie zum Beispiel die Ergebnisse von Tests, Berufserfahrung oder die Ortswahl. Die Vergabe der Studienplätze erfolgt nach bestimmten Vorgaben und unter Berücksichtigung von Wartesemestern, wobei das Verfahren regelmäßig angepasst wird. Die wichtigste Option dabei ist die Zentrale Eignungsquote (ZEQ).
Die ZEQ – deine Chance ohne NC
Seit der Reform des Auswahlverfahrens 2020 spielt die ZEQ (Zentrale Eignungsquote) eine entscheidende Rolle. Im Rahmen des Vergabeverfahrens werden die Medizinstudienplätze über die ZEQ nach bestimmten Auswahlkriterien vergeben, wobei neben der Abiturnote auch Qualifikationen, Prüfungen und weitere Auswahlkriterien wie berufliche Qualifikationen oder Eignungstests eine Rolle spielen. Über diese Quote werden 10 % der Studienplätze vergeben – und zwar unabhängig vom Abiturdurchschnitt.
4.1 Welche Kriterien zählen bei der ZEQ?
- Berufsausbildung im medizinischen Bereich
- Berufserfahrung
- Freiwilligendienste (z.B. FSJ)
- Preise und Auszeichnungen
- Auswahlkriterium: Prüfungen (z.B. Zugangsprüfung oder Eignungsprüfung)
Die Hochschulzulassung und das Bewerbungsverfahren für Studieninteressierte mit unterschiedlichen Qualifikationen sind über verschiedene Studiengänge und Studiengang möglich; zusätzlich stellt die Abiturbestenquote eine weitere Option für die Vergabe von Studienplätzen dar.
Diese Kriterien zählen in der ZEQ:
- TMS-Ergebnis (Test für Medizinische Studiengänge)
- Anerkannte Berufsausbildung (z. B. Pflege, MTA, Rettungsdienst)
- Berufserfahrung im medizinischen Bereich
- Freiwilligendienst (FSJ, BFD)
- Ehrenamtliche Tätigkeiten
- Auszeichnungen (z. B. Teilnahme an medizinischen Wettbewerben)
- Prüfungen (z. B. Zugangsprüfung, Eignungsprüfung als Nachweis der fachlichen Voraussetzungen)
Damit kannst du auch mit einem Abi von 2,5 oder schlechter realistische Chancen auf einen Studienplatz haben – vorausgesetzt, du kombinierst mehrere dieser Faktoren klug miteinander.
TMS: Der entscheidende Booster für dein Medizinstudium
Wenn dein Abi nicht überragend war, ist der TMS (Test für Medizinische Studiengänge) dein mächtigstes Werkzeug.
Er wird mittlerweile von fast allen deutschen Universitäten im Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) berücksichtigt – und kann deinen NC rechnerisch um bis zu 0,8 verbessern. Beim TMS kommt es nicht nur auf reines Wissen an, sondern auch auf Fähigkeiten wie logisches Denken und die richtigen Antworten auf die Prüfungsfragen. Es kursieren viele Behauptungen über den TMS, etwa dass er nicht trainierbar sei – diese Mythen entsprechen jedoch nicht der Realität.
So wichtig ist der TMS:
Bis zu 70 % der Bewertung im AdH hängen vom TMS ab.
Du kannst mit einem Ergebnis im oberen Prozentrang (z. B. 80–90 %) selbst mit einem Abi von 2,0 noch einen Studienplatz bekommen.
Der Test kann einmal im Jahr abgelegt werden – nutze die Zeit zur intensiven Vorbereitung.
Tipp: Plane deine Vorbereitung über 3–4 Monate mit ca. 2 Stunden Training pro Tag. Lernplattformen wie Anki, MedBreaker oder TMS-Buddies können dir helfen, strukturiert zu üben.
Ausbildung oder FSJ – Bonuspunkte für deine Bewerbung
Ein weiterer cleverer Weg führt über praktische Erfahrung. Eine abgeschlossene Ausbildung wird als Qualifikation für das Medizinstudium anerkannt und eröffnet dir zusätzliche Möglichkeiten, dich zu bewerben. Sowohl eine medizinische Ausbildung als auch praktische Arbeit, zum Beispiel im Krankenhaus im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ), verbessern deine Chancen erheblich – besonders in der ZEQ.
Beispiele anerkannter Ausbildungen:
- Pflegefachkraft
- Medizinisch-technische/r Assistent/in (MTA)
- Operationstechnische/r Assistent/in (OTA)
- Notfallsanitäter/in
- Physiotherapeut/in
Nach einer abgeschlossenen Ausbildung kannst du dich erneut bewerben – diesmal mit zusätzlichen Punkten im Auswahlverfahren. Gleichzeitig sammelst du wertvolles Wissen, das dir später im Studium hilft.
Vorteile eines FSJ:
- Verbesserung des Auswahlwerts um bis zu 0,2–0,3 Notenpunkte
- Praktische Erfahrung und Orientierung im Gesundheitswesen
- Möglichkeit, dich auf den TMS vorzubereiten
- Oft kostenlose Unterkunft und kleine Aufwandsentschädigung
Private Universitäten – schneller zum Ziel
Wenn du nicht jahrelang auf einen staatlichen Studienplatz warten möchtest, kann eine private medizinische Hochschule eine attraktive Lösung sein. Private Unis bieten verschiedene Studiengänge im medizinischen Bereich an, sodass die Wahl des passenden Studiengangs entscheidend für deinen weiteren Weg ist.
Vorteile privater Universitäten:
- Kein Numerus Clausus erforderlich
- Bewerbung über Motivationsgespräch, Auswahltest oder Assessment Center
- Sofortiger Studienstart ohne Wartezeit
- Kleine Studiengruppen und moderne Ausstattung
Nachteile:
- Hohe Studiengebühren (zwischen 6.000 € und 12.000 € pro Semester)
- Geringere staatliche Förderung (BAföG nur in Ausnahmefällen)
Trotzdem lohnt sich der Blick: Viele private Hochschulen (z. B. UMCH Hamburg, Paracelsus Medical Universityoder MHB Brandenburg) bieten Finanzierungsmodelle oder Stipendien an.
Medizinstudium im Ausland – eine echte Alternative
Wenn du flexibel bist und ein Abenteuer suchst, kann ein Medizinstudium im Ausland eine hervorragende Option sein. Viele Studiengänge im Bereich Humanmedizin stehen im Ausland offen, wobei die Hochschulzulassung oft weniger streng geregelt ist als in Deutschland. Viele Länder in der EU vergeben Studienplätze unabhängig vom deutschen NC. Ein im Ausland erworbener Abschluss ermöglicht dir zudem den Einstieg als Mediziner in Deutschland.
Beliebte Länder für deutsche Bewerber:
- Österreich (MedAT – eigener Aufnahmetest)
- Ungarn (z. B. Semmelweis Universität, Pécs, Szeged)
- Tschechien (z. B. Karls-Universität Prag, Masaryk-Universität Brünn)
- Polen, Lettland, Slowakei
Die Studiengänge sind meist auf Englisch oder Deutsch, und der Abschluss ist in der gesamten EU anerkannt.
Ein großer Vorteil: Du kannst oft schon im nächsten Semester starten – ohne Wartezeit oder Auswahlverfahren.
Studienplatzklage – der rechtliche Weg ins Medizinstudium
Weniger bekannt, aber für manche erfolgreich: die Studienplatzklage. Dieses spezielle Vergabeverfahren ist Teil der Studienplatzvergabe und wird maßgeblich durch die Vorgaben der Kultusministerkonferenz beeinflusst. Hierbei klagen spezialisierte Anwälte auf einen zusätzlichen Platz an einer staatlichen Universität.
Voraussetzungen:
- Du musst dich regulär beworben und eine Ablehnung erhalten haben.
- Du brauchst juristische Unterstützung (Kosten ca. 2.000–8.000 €).
Die Erfolgschancen sind unterschiedlich – es hängt stark von der Universität und der Zahl der freien Plätze ab. Dennoch ist dieser Weg für manche der schnellste Einstieg in das Studium.
Der schnellste Weg: Die optimale Kombination
Der Schlüssel liegt in der richtigen Strategie. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ins Medizinstudium zu gelangen, wobei bestimmte Dinge wie relevante Qualifikationen und persönliche Fähigkeiten den Zugang deutlich erleichtern können. Niemand muss alle Wege gleichzeitig gehen – aber eine geschickte Kombination bringt dich schneller ans Ziel.
Beispiel für eine effektive Strategie:
- FSJ oder Ausbildung → Punkte in der ZEQ + Praxiserfahrung
- TMS-Vorbereitung → Verbesserung des Auswahlwerts
- Bewerbung über ZEQ und AdH → doppelte Chance
- Parallel Bewerbung an privaten Unis oder im Ausland
So verlierst du keine Zeit, sammelst Pluspunkte und hältst dir mehrere Optionen offen.
Häufige Fragen (FAQ)
Ist es realistisch, mit 2,5 Abi Medizin zu studieren?
Ja, über die ZEQ oder den TMS ist es absolut möglich. Ein starkes Testergebnis kann deinen Schnitt effektiv ausgleichen.
Wie lange dauert es, bis ich mit einem schlechten Abi anfangen kann zu studieren?
Je nach Weg zwischen 6 Monaten (privat oder Ausland) und 2 Jahren (staatlich, mit FSJ/TMS).
Kann ich meinen NC verbessern?
Nicht direkt, aber durch den TMS, eine Berufsausbildung oder ein FSJ kannst du zusätzliche Punkte für das Auswahlverfahren sammeln.
Fazit: Auch mit schlechtem Abi kannst du Medizin studieren
Ein unterdurchschnittlicher Abischnitt ist kein Hindernis – er ist nur eine Ausgangslage. Mit der richtigen Strategie, einem guten TMS-Ergebnis und gezielter Vorbereitung kannst du dir deinen Traum vom Medizinstudium erfüllen. Ob über die ZEQ, eine Ausbildung, ein Studium im Ausland oder an einer privaten Universität – es gibt immer einen Weg.
Dieser Artikel steht im Kontext der Studienplatzvergabe und bietet Studieninteressierten sowie angehenden Medizinern Hilfe, um die passenden Alternativen und Zugangswege zu finden.
Dein Ziel ist nicht, perfekt zu starten, sondern überlegt und effektiv voranzukommen.