Medizinstudium: Pflegepraktikum in der Schweiz?

Mona Qadam

Mona Qadam

Autorin bei futuredoctor

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Lesezeit: 8 Minuten
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Zuletzt aktualisiert: 6. Oktober 2025
Medizinstudium: Pflegepraktikum in der Schweiz?

☝️ Das Wichtigste in Kürze

  • Das Pflegepraktikum ist Pflichtbestandteil des Medizinstudiums für Medizinstudenten und dauert 3 Monate (Dauer).
  • In der Schweiz kannst du während des Praktikums bezahlt werden – anders als in Deutschland.
  • Die Lebenshaltungskosten sind höher, lassen sich aber durch Unterkünfte im Personalhaus stark senken.
  • Deutschsprachige Kantone sind besonders für Studierende aus Deutschland geeignet.
  • Frühzeitig bewerben – mindestens 6–9 Monate im Voraus!

📖 Inhaltsverzeichnis

Pflegepraktikum – ein Pflichtteil des Medizinstudiums

Bevor Medizinstudenten und Medizinstudierende ihr erstes Staatsexamen (das sogenannte Physikum) ablegen dürfen, müssen sie ein Pflegepraktikum über insgesamt drei Monate absolvieren.

Dieses Praktikum soll ein grundlegendes Verständnis für den Alltag in der Krankenpflege und der Pflege vermitteln und angehenden Ärztinnen und Ärzten ermöglichen, den Krankenhausbetrieb aus der Perspektive des Pflegepersonals kennenzulernen. Das Pflegepraktikum wird im Rahmen des Medizinstudiums als verpflichtender Bestandteil absolviert.

Das Praktikum kann in einem oder mehreren Zeitabschnitten von mindestens 30 aufeinanderfolgenden Tagen absolviert werden – und zwar in einer Einrichtung mit ärztlicher Leitung, die den Standards des Krankenpflegegesetzes entspricht. Während des Praktikums arbeiten die Studierenden unter Anleitung einer qualifizierten Pflegefachperson und sammeln so praktische Erfahrungen in der Patientenbetreuung.

Viele Studierende absolvieren das Pflegepraktikum in Deutschland. Doch immer mehr zieht es für diese Zeit in die Schweiz, und das aus gutem Grund.

Pflegepraktikum in der Schweiz – eine attraktive Alternative

Die Schweiz ist bekannt für ihre hervorragenden medizinischen Standards, moderne Kliniken und ein besonders gut organisiertes Gesundheitssystem. Besonders hervorzuheben ist die Bedeutung des Teams und der engen Zusammenarbeit im Schweizer Pflegealltag, die eine hohe Pflegequalität und ein angenehmes Arbeitsumfeld ermöglichen.

Für Studierende aus Deutschland ist ein Pflegepraktikum in der Schweiz eine interessante und lohnende Option, nicht nur wegen der Erfahrung, sondern auch wegen der finanziellen Vorteile. Das Praktikum bietet zudem die Möglichkeit, mit Menschen aus verschiedenen Kulturen und Hintergründen zusammenzuarbeiten und so wertvolle zwischenmenschliche Erfahrungen zu sammeln.

Als Praktikantin im Schweizer Gesundheitssystem erhält man einen umfassenden Einblick in die täglichen Abläufe und die enge Zusammenarbeit im Pflegeteam.

Warum gerade die Schweiz?

  • Hohe medizinische Qualität und hervorragende Organisation
  • Internationale Erfahrung im Gesundheitssystem
  • Attraktive Bezahlung für Pflegepraktikantinnen und -praktikanten
  • Möglichkeit, Fachvokabular und Arbeitsabläufe eines anderen Landes kennenzulernen
  • Praktika in deutschsprachigen Kantonen oft ohne Sprachbarriere
  • Pflegepraktikum wird meist im Vollzeitpensum (ca. 42 Stunden pro Woche) absolviert
  • Viele Kliniken bevorzugen, dass das Praktikum am Stück (z.B. vier Wochen am Stück) durchgeführt wird

Doch bevor du dich bewirbst, solltest du die wichtigsten Rahmenbedingungen kennen.

Bezahlung im Pflegepraktikum – Schweiz vs. Deutschland

Ein großer Unterschied zwischen einem Pflegepraktikum in Deutschland und in der Schweiz ist die Vergütung.

In Deutschland:

  • Klassische Pflegepraktika sind unbezahlt.
  • Nur wer ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder den Bundesfreiwilligendienst (BFD) absolviert, erhält ein kleines Taschengeld (meist rund 400–500 € pro Monat).

In der Schweiz:

  • Pflegepraktikanten werden in vielen Krankenhäusern bezahlt.
  • Die Höhe variiert je nach Kanton und Einrichtung, liegt aber meist zwischen
    500 und 1.300 Schweizer Franken pro Monat.
  • Bei einem Wechselkurs von ca. 1 CHF = 0,93 € entspricht das etwa 460 bis 1.200 Euro monatlich.

Tipp: In kleineren Städten und ländlichen Regionen sind die Lebenshaltungskosten geringer, sodass dir von der Vergütung deutlich mehr bleibt.

Lebenshaltungskosten und Unterbringung

Die Schweiz gilt als eines der teuersten Länder Europas – und das betrifft auch Miete, Lebensmittel und Freizeit.

Damit sich dein Praktikum finanziell lohnt, solltest du bei der Planung auf Unterkunftsmöglichkeiten im Krankenhaus achten.

Viele Kliniken bieten:

  • günstige Zimmer im Personalwohnheim (ca. 200–400 CHF monatlich)
  • oder Unterkünfte für Praktikant:innen, oft direkt am Klinikgelände

Das spart nicht nur Geld, sondern auch Zeit – du bist schnell auf der Station und musst dich nicht um komplizierte Wohnungsfragen kümmern.

Wenn du dich rechtzeitig bewirbst, kannst du fast immer eine dieser Unterkünfte bekommen.

Sprache und Kanton: Wo solltest du dein Pflegepraktikum machen?

Die Schweiz hat vier Amtssprachen – Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch.
Für deutschsprachige Studierende sind die deutschsprachigen Kantone die beste Wahl.

Die Sprachverteilung in der Schweiz:

  • Deutsch: ca. 63 % der Bevölkerung
  • Französisch: ca. 22 %
  • Italienisch: ca. 9 %
  • Rätoromanisch: ca. 1 %

Wenn du also kein Französisch oder Italienisch sprichst, solltest du dich auf folgende Kantone konzentrieren:

  • Zürich
  • Bern
  • Aargau
  • Luzern
  • Thurgau
  • St. Gallen
  • Schaffhausen

Tipp: In großen Städten wie Zürich oder Basel sprechen viele Mitarbeiter Englisch oder Hochdeutsch, was die Kommunikation zusätzlich erleichtert.

Bewerbung für das Pflegepraktikum in der Schweiz

Da die Schweiz bei Medizinstudierenden und Medizinstudenten sehr beliebt ist, sind die Plätze heiß begehrt – insbesondere für Praktikantinnen und Praktikanten. Entsprechend solltest du dich mindestens 6 bis 9 Monate im Voraus bewerben – je früher, desto besser.

Ein persönlicher Kontakt zur Personalabteilung ist bei der Bewerbung besonders wichtig. Du kannst für Rückfragen oder zur Einreichung deiner Unterlagen telefonisch oder per E-Mail Kontakt aufnehmen.

So gehst du bei der Bewerbung vor:

  1. Recherchiere geeignete Krankenhäuser (z. B. auf den Websites der Kantons- oder Universitätsspitäler).
  2. Kontaktiere die Personalabteilung direkt per E-Mail.
  3. Sende deine Unterlagen:
    • Kurzes Anschreiben mit Motivation („Warum dieses Krankenhaus?“)
    • Lebenslauf
    • ggf. Schul- oder Studiennachweise
    • gewünschter Zeitraum
  4. Frage nach Unterkunftsmöglichkeiten und Bezahlung.

Manche Kliniken haben feste Bewerbungsfristen oder Online-Portale – prüfe die Anforderungen daher sorgfältig.

Empfehlung: Diese Krankenhäuser sind besonders beliebt

Viele Medizinstudierende berichten von positiven Erfahrungen in folgenden Kliniken:

  • Kantonsspital Winterthur (KSW) – Kanton Zürich → Sehr gute Organisation, faire Vergütung, deutschsprachige Umgebung.
  • Universitätsspital Zürich (USZ)→ Renommierte Einrichtung, viele internationale Studierende, vielseitige Fachrichtungen.
  • Kantonsspital Aarau→ Gute Betreuung und praxisnahe Ausbildung für Praktikanten.
  • Luzerner Kantonsspital (LUKS)→ Freundliches Arbeitsklima und hochwertige Unterbringung.

In vielen Schweizer Kliniken spielen zudem Fachkräfte Gesundheit (FaGe) eine zentrale Rolle im Pflegealltag und unterstützen als qualifizierte Zwischenstufe zwischen Pflegeassistenz und Pflegefachkraft das medizinische Team.

Diese Häuser akzeptieren regelmäßig Bewerbungen von Studierenden aus Deutschland und Österreich.

Vorteile eines Pflegepraktikums in der Schweiz

Ein Pflegepraktikum in der Schweiz bietet zahlreiche persönliche, fachliche und finanzielle Vorteile – insbesondere für Studierende im Medizinstudium, da es wertvolle praktische Erfahrungen für die spätere ärztliche Laufbahn ermöglicht:

Fachliche Vorteile:

  • Einblick in ein hochmodernes Gesundheitssystem
  • Praxisnahes Arbeiten auf Station
  • Kennenlernen neuer Arbeitsabläufe und Strukturen

Persönliche Vorteile:

  • Sammeln internationaler Erfahrung
  • Selbstständigkeit und interkulturelle Kompetenz
  • Verbesserung von Kommunikations- und Teamfähigkeiten

Finanzielle Vorteile:

  • Vergütung zwischen 500 und 1.300 CHF monatlich
  • Günstige Wohnmöglichkeiten in Personalunterkünften
  • Möglichkeit, Reisekosten durch Gehalt auszugleichen

Karrierevorteile:

  • Pluspunkt im Lebenslauf – zeigt Eigeninitiative und Auslandserfahrung
  • Hilfreich bei späteren Bewerbungen für Famulaturen oder PJ-Stellen

Nachteile und Herausforderungen

Natürlich hat das Pflegepraktikum in der Schweiz auch ein paar Herausforderungen:

  • Höhere Lebenshaltungskosten (vor allem in Städten wie Zürich oder Genf)
  • Begrenzte Plätze und hoher Bewerbungsandrang
  • Administrative Hürden: Manche Kliniken verlangen Nachweise über Krankenversicherung, Aufenthaltsbewilligung oder Impfstatus
  • Kulturelle Unterschiede: Schweizer Arbeitsmentalität ist teils formeller und strukturierter als in Deutschland

Wenn du dich aber gut vorbereitest und flexibel bist, lassen sich diese Punkte problemlos meistern.

Praktische Tipps für dein Pflegepraktikum in der Schweiz

  1. Frühzeitig bewerben: Ideal ist eine Bewerbung 9–12 Monate vor Praktikumsbeginn.
  2. Unterkunft sichern: Personalwohnheime direkt bei der Bewerbung anfragen.
  3. Finanzen planen: Lebenshaltungskosten kalkulieren und ggf. Reisekostenbeihilfe beantragen.
  4. Sprache auffrischen: Schweizerdeutsch ist gewöhnungsbedürftig, aber mit Hochdeutsch kommst du überall klar.
  5. Versicherung prüfen: Eine Auslandskrankenversicherung ist Pflicht.

Häufige Fragen (FAQ)

Wird das Pflegepraktikum in der Schweiz in Deutschland anerkannt?
Ja, sofern du es an einem Krankenhaus mit ärztlicher Leitung absolvierst. Lass dir unbedingt eine offizielle Bescheinigung gemäß der deutschen Approbationsordnung ausstellen.

Kann ich das Pflegepraktikum auch teilweise in der Schweiz machen?
Ja, du kannst die 3 Monate aufteilen – z. B. 2 Monate in Deutschland und 1 Monat in der Schweiz.

Wie finde ich eine Stelle?
Die meisten Krankenhäuser listen offene Praktikumsplätze auf ihren Websites. Alternativ lohnt sich eine Initiativbewerbung.

Brauche ich ein Visum?
Nein, als EU-Bürger darfst du in der Schweiz für ein Praktikum bis zu 3 Monate ohne spezielle Bewilligung arbeiten.

Wie hoch sind die Lebenshaltungskosten?
Je nach Region zwischen 1.200 und 2.000 CHF pro Monat. Mit Unterkunft im Personalhaus kannst du deutlich sparen.

Fazit: Pflegepraktikum in der Schweiz – Erfahrung, Gehalt und Perspektive

Ein Pflegepraktikum in der Schweiz ist eine hervorragende Möglichkeit, Pflegeerfahrung mit Auslandserfahrung zu verbinden.
Du lernst ein anderes Gesundheitssystem kennen, verdienst dabei Geld und sammelst wertvolle interkulturelle Kompetenzen.
Wenn du rechtzeitig planst und eine Unterkunft im Personalhaus bekommst, lohnt sich der Schritt finanziell und persönlich.
Wer über den Tellerrand hinausblicken möchte, findet in der Schweiz die perfekte Kombination aus Lernen, Arbeiten und Abenteuer.