Studienplatzklage Medizin: Chancen, Kosten und Ablauf erklärt

Mona Qadam

Mona Qadam

Autorin bei futuredoctor

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Lesezeit: 9 Minuten
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Zuletzt aktualisiert: 8. Oktober 2025
Studienplatzklage Medizin: Chancen, Kosten und Ablauf erklärt

☝️ Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Studienplatzklage Medizin kann dir trotz schlechtem NC den Weg ins Studium eröffnen.
  • Sie nutzt rechtliche Lücken in der Kapazitätsberechnung der Universitäten.
  • Die Erfolgschancen bzw. die Erfolgsquote liegen im Schnitt zwischen 20–40 %, variieren aber je nach Uni.
  • Kosten: Zwischen 7.000 € und 15.000 € – abhängig von Kanzlei und Anzahl der Universitäten.
  • Auch TMS-Ergebnis und NC können Einfluss auf den Ausgang einer Klage haben.

📖 Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Studienplatzklage Medizin?

Das Medizinstudium gehört zu den begehrtesten Studiengängen Deutschlands – jedes Jahr bewerben sich Zehntausende mit ihren Bewerbungen um einen Platz, aber nur ein Bruchteil erhält einen Platz. Da die Auswahlverfahren über Hochschulstart streng geregelt sind, spielt das Vergabeverfahren als zentraler Ablaufprozess bei der Platzvergabe eine entscheidende Rolle. Vielen Bewerber*innen mit einem höheren NC bleibt dadurch zunächst der Zugang verwehrt.

Eine Studienplatzklage (auch Kapazitätsklage) bietet hier eine rechtliche Möglichkeit, einen zusätzlichen Studienplatz einzuklagen, der von der Universität fälschlicherweise nicht vergeben wurde.

Im Kern geht es darum, dass Universitäten ihre Ausbildungskapazitäten falsch berechnet oder nicht alle verfügbaren Plätze vergeben haben. Mit Hilfe einer spezialisierten Kanzlei kann man prüfen lassen, ob an einer oder mehreren Hochschulen noch versteckte Studienplätze existieren – und diese rechtlich einfordern.

Rechtliche Grundlagen der Studienplatzklage Medizin

Die rechtlichen Grundlagen einer Studienplatzklage Medizin sind im deutschen Hochschulrecht sowie in den jeweiligen Landeshochschulgesetzen der Bundesländer verankert. Wer nach einer Ablehnung im regulären Vergabeverfahren keinen Studienplatz Medizin erhalten hat, kann mit einer Studienplatzklage den verwaltungsrechtlichen Weg beschreiten, um doch noch eine Zulassung zu erreichen. Die Klage richtet sich dabei direkt gegen die Hochschule, die den gewünschten Studienplatz vergeben hat.

Im Mittelpunkt steht häufig die sogenannte Kapazitätsberechnung: Hochschulen müssen nachweisen, wie viele Studienplätze sie tatsächlich anbieten können. Kommt es hier zu Fehlern oder werden nicht alle verfügbaren Plätze ausgeschöpft, eröffnet das die Möglichkeit, im Rahmen einer Studienplatzklage Medizin einen zusätzlichen Studienplatz einzufordern. Die rechtlichen Grundlagen dafür finden sich im Hochschulrahmengesetz (HRG) sowie in den Landeshochschulgesetzen, die je nach Bundesland unterschiedliche Regelungen und Fristen vorsehen.

Typische Klagegründe sind etwa eine fehlerhafte Kapazitätsberechnung oder eine unzureichende Begründung der Ablehnung durch die Hochschule. Wer eine Studienplatzklage Medizin anstrebt, sollte sich daher mit den rechtlichen Rahmenbedingungen vertraut machen und idealerweise frühzeitig anwaltliche Unterstützung suchen, um die Erfolgschancen optimal zu nutzen.

So funktioniert die Studienplatzklage Medizin

Der Ablauf einer Studienplatzklage lässt sich in mehrere Schritte unterteilen:

Zunächst ist zu beachten, dass Studienplatzklagen in der Regel vor den Verwaltungsgerichten geführt werden.

Nach der Ablehnung des Studienplatzes durch die Hochschule muss innerhalb einer bestimmten Frist Widerspruch eingelegt werden. Im nächsten Schritt folgt die Klageeinreichung beim zuständigen Verwaltungsgericht. Das Gericht prüft dann, ob die Kapazitäten der Hochschule korrekt berechnet wurden und ob eventuell zusätzliche Studienplätze geschaffen werden können. Während des gesamten Verfahrens ist es wichtig, die rechtlichen Rahmenbedingungen und Fristen einzuhalten, da der Ablauf des Verfahrens maßgeblich die Erfolgsaussichten beeinflusst.

1. Auswahl geeigneter Universitäten

Zunächst wählst du mit deiner Kanzlei die Hochschulen aus, an denen du klagen möchtest. Die Auswahl der Universitäten wird dabei auch von den unterschiedlichen Regelungen und Kapazitäten in den einzelnen Bundesländern beeinflusst. Da jede Universität ihr eigenes Vergabeverfahren und ihre eigene Kapazitätsberechnung hat, werden mehrere Klagen parallel empfohlen, um die Erfolgschancen zu erhöhen.

2. Antrag auf außerkapazitären Studienplatz

Noch bevor eine Klage eingereicht wird, stellen Anwälte für dich einen Antrag auf einen sogenannten außerkapazitären Studienplatz. In diesem Zusammenhang wird die Person, die den Antrag stellt, als Antragsteller bezeichnet. Damit wird geprüft, ob außerhalb der offiziellen Plätze noch Kapazitäten bestehen.

3. Einreichen der Klage

Lehnt die Universität den Antrag ab, folgt die eigentliche Klage vor dem Verwaltungsgericht. Die Verwaltungsgerichte sind in diesen Verfahren maßgeblich dafür zuständig, die Rechtmäßigkeit der Studienplatzvergabe zu überprüfen und entscheiden letztlich über die Erfolgsaussichten der Kläger auf einen Studienplatz. Die Kanzlei prüft die Berechnungsgrundlagen der Universität und argumentiert, dass mehr Studienplätze zur Verfügung stehen müssten.

4. Gerichtliche Entscheidung

Stellt das Gericht fest, dass tatsächlich Plätze unbesetzt sind, werden diese unter den Kläger*innen verlost. Dabei entscheidet Zufall – aber auch Faktoren wie NC und TMS können als sekundäre Auswahlkriterien eine Rolle spielen.

Wer kann eine Studienplatzklage Medizin einreichen?

Grundsätzlich kann jede Person mit allgemeiner Hochschulreife (Abitur) eine Studienplatzklage einreichen – unabhängig vom NC. Auch Studienbewerber mit allgemeiner Hochschulreife sind grundsätzlich klageberechtigt.

Allerdings solltest du dir bewusst sein, dass eine Klage:

  • keinen garantierten Erfolg bietet,
  • zeit- und kostenintensiv ist und
  • nur Sinn ergibt, wenn du langfristig wirklich Medizin studieren möchtest.

Tipp: Besonders interessant ist die Klage für Bewerber*innen mit einem NC zwischen 1,5 und 2,8, die trotz guter Leistungen keinen Platz bekommen haben.

Was kostet eine Studienplatzklage im Fach Medizin?

Die Kosten variieren stark je nach Anwaltskanzlei, Anzahl der Universitäten und Bundesland. Viele Anwaltskanzleien bieten spezielle Pakete oder Beratungen für Studienplatzklagen an, um Mandanten eine bessere Kostenkontrolle zu ermöglichen.

In der Regel musst du mit folgenden Posten rechnen:

Kostenpunkt

Beschreibung

Betrag

Anwaltskosten

Rechtliche Vertretung, Anträge, Kommunikation

ca. 3.000–7.000 €

Gerichtskosten

Verwaltungsgericht, Verfahrensgebühren

ca. 500–1.000 € pro Uni

Mehrere Verfahren

Parallele Klagen erhöhen die Chancen

7.000–15.000 € insgesamt

Faustregel:
Unter 10.000 € sind die Erfolgsaussichten in der Regel geringer, da man oft nur gegen eine oder zwei Universitäten klagt. Kanzleien empfehlen meist mehrere parallele Klagen.

Einige Anwälte bieten auch Ratenzahlungen oder Erstberatungen zu Pauschalpreisen an.

Wie stehen die Erfolgschancen bei einer Studienplatzklage Medizin?

Die Erfolgsaussichten hängen von mehreren Faktoren ab:

  • Universität und Bundesland: Einige Hochschulen machen häufiger Fehler in der Kapazitätsberechnung.
  • Zahl der Kläger*innen: Je mehr Personen klagen, desto geringer sind die Chancen, tatsächlich den Platz zu erhalten.
  • NC und TMS: Bei mehreren erfolgreichen Klägern entscheidet oft die Eignung nach Punktesystem.
  • Anwaltliche Erfahrung: Spezialisierte Kanzleien mit Erfahrung im Hochschulrecht können gezielter argumentieren.

Im Durchschnitt liegen die Erfolgschancen bei etwa 20–40 % pro Verfahren. Bei mehreren Klagen parallel kann sich die Gesamtwahrscheinlichkeit also deutlich erhöhen.

Haben TMS und NC Einfluss auf das Urteil?

Ja, indirekt.
Wenn mehrere Kläger*innen gleichzeitig einen zusätzlichen Studienplatz beanspruchen, wird nach bestimmten Kriterien entschieden, wer den Zuschlag erhält.

Diese Kriterien orientieren sich häufig am regulären Vergabeverfahren – also Abiturnote, TMS-Ergebnis oder einschlägige Vorerfahrungen.

Das bedeutet:
Ein gutes TMS-Ergebnis oder eine medizinische Ausbildung kann dir auch im Rahmen einer Studienplatzklage einen Vorteil verschaffen.

Wie lange dauert das Verfahren?

Die Dauer einer Studienplatzklage hängt vom Gericht und der jeweiligen Universität ab.

  • Erste Entscheidungen: Nach 2–4 Monaten
  • Gesamtdauer: Bis zu 12 Monate möglich
  • Sonderfälle: In Einzelfällen kann sich das Verfahren über mehrere Semester ziehen

In vielen Fällen wirst du bereits vor Abschluss des gesamten Prozesses vorläufig zum Studium zugelassen, falls freie Plätze bestätigt werden.

Risiken und Alternativen zur Studienplatzklage

Natürlich bietet die Klage eine Chance – aber auch Risiken:

Nachteile

  • Keine Erfolgsgarantie: Selbst nach hohen Kosten kann die Klage erfolglos bleiben.
  • Langwieriges Verfahren: Start ins Studium verzögert sich oft um ein Semester.
  • Emotionale Belastung: Hohe Erwartungen und Unsicherheit können stressig sein.

Alternativen

Wenn du kein Risiko eingehen willst, gibt es zahlreiche andere Wege ins Medizinstudium:

  1. TMS (Test für Medizinische Studiengänge) – verbessert deinen NC deutlich.
  2. MedAT in Österreich – Aufnahmeverfahren unabhängig vom Abiturdurchschnitt.
  3. Studium im Ausland – z. B. in Ungarn, Tschechien oder Polen, oft NC-frei.
  4. Private Universitäten in Deutschland – kostenpflichtig, aber ohne NC-Hürde.
  5. Bundeswehr-Medizinstudium – mit Gehalt und Jobgarantie.
  6. Landarztquote – garantierter Studienplatz bei späterer Arbeit auf dem Land.

Höhere Fachsemester und Studienplatzklage Medizin

Auch für Bewerber, die sich für ein höheres Fachsemester im Studiengang Medizin interessieren, kann eine Studienplatzklage eine attraktive Option sein. Die Erfolgsaussichten einer Studienplatzklage Medizin in höheren Fachsemestern unterscheiden sich dabei oft deutlich vom ersten Fachsemester: Da die Zahl der Bewerber in den höheren Fachsemestern meist geringer ist und immer wieder Studienplätze durch Studienabbruch, Wechsel oder andere Gründe frei werden, steigen die Chancen auf eine erfolgreiche Zulassung.

Allerdings sind die Anforderungen der Hochschulen an die Bewerbung für ein höheres Fachsemester oft strenger. Neben dem Nachweis bereits erbrachter Studienleistungen müssen Bewerber häufig auch belegen, dass sie inhaltlich und formal für das gewünschte Fachsemester qualifiziert sind. Die Kapazität der Hochschule und die genaue Zahl der verfügbaren Plätze spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Wer eine Studienplatzklage Medizin für ein höheres Fachsemester in Erwägung zieht, sollte die individuellen Faktoren sorgfältig prüfen: Wie viele Bewerber gibt es? Wie viele Studienplätze werden tatsächlich angeboten? Welche Anforderungen stellt die Hochschule an die Zulassung? Eine fundierte Beratung durch einen erfahrenen Rechtsanwalt ist hier besonders wichtig, um die besten Möglichkeiten und Chancen zu erkennen und die Erfolgsaussichten einer Studienplatzklage realistisch einzuschätzen. So kann die Studienplatzklage auch im höheren Fachsemester ein sinnvoller Weg zum Medizinstudium sein.

Wann lohnt sich eine Studienplatzklage Medizin?

Eine Klage kann sich finanziell und zeitlich lohnen, wenn:

  • du ohnehin ein Jahr Wartezeit einplanst,
  • du bereits andere Wege ausgeschöpft hast,
  • du die Kosten tragen kannst,
  • du juristisch unterstützt wirst und dich wirklich für das Fach Medizin begeisterst.

Manche Studierende berichten, dass sie durch die Klage mehrere Jahre Wartezeit gespart haben – was die Kosten im Vergleich zu einem privaten Studium oder Studium im Ausland relativiert.

Fazit: Studienplatzklage Medizin – Chance mit Risiko

Eine Studienplatzklage Medizin ist kein sicherer, aber ein möglicher Weg, um trotz schlechtem NC ins Medizinstudium zu starten. Sie erfordert eine sorgfältige rechtliche Beratung, eine realistische Einschätzung deiner Chancen und die Bereitschaft, Geld und Zeit zu investieren.

Wenn du ernsthaft überlegst, diesen Weg zu gehen, ist ein kostenloses Erstgespräch mit einer spezialisierten Kanzleider beste erste Schritt. Dort kannst du klären, welche Universitäten sich lohnen, welche Kosten entstehen und wie du deine Chancen am besten nutzt.

Und egal, ob du klagst oder dich über andere Wege bewirbst:
Es gibt immer einen Weg ins Medizinstudium – du brauchst nur die richtige Strategie.