Wieso du vor dem Studium ein Praktikum machen solltest: Besonders vor dem Medizinstudium

Mona Qadam

Mona Qadam

Autorin bei futuredoctor

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Lesezeit: 9 Minuten
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Zuletzt aktualisiert: 8. Oktober 2025
Wieso du vor dem Studium ein Praktikum machen solltest: Besonders vor dem Medizinstudium

☝️ Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Praktikum hilft dir, den Arztberuf realistisch kennenzulernen
  • Viele falsche Erwartungen entstehen durch Prestige und Hörensagen
  • Erste Praxiserfahrung und Praxiserfahrungen schützen vor Fehlentscheidungen
  • Pflegepraktikum oder Rettungsdienst bieten wertvolle Einblicke
  • Praktische Erfahrung und gesammelte Praxiserfahrungen verbessern auch deine Bewerbungschancen

📖 Inhaltsverzeichnis

Der Arztberuf – Traum oder Trugbild?

Der Arztberuf gilt seit Jahrhunderten als einer der angesehensten Berufe überhaupt. Schon in der Antike wurde Ärzten besonderer Respekt entgegengebracht – und bis heute übt die Medizin eine enorme Faszination auf viele Menschen aus. Kein Wunder also, dass das Medizinstudium jedes Jahr zu den beliebtesten Studiengängen zählt.

Doch gerade dieses hohe Ansehen führt oft dazu, dass sich Abiturientinnen und Abiturienten aus den falschen Gründen für das Medizinstudium entscheiden. Viele haben eine idealisierte Vorstellung vom Arztberuf – und erleben erst spät, dass die Realität ganz anders aussieht. Bei der Wahl des Studiengangs solltest du daher unbedingt deine eigenen Interessen berücksichtigen, um langfristig zufrieden und erfolgreich zu sein.

Bevor du dich also für das Medizinstudium entscheidest, solltest du unbedingt praktische Erfahrung sammeln. Denn nur so erkennst du, ob der Beruf wirklich zu dir passt. Praxiserfahrungen helfen dir dabei, eine fundierte Entscheidung für oder gegen das Medizinstudium zu treffen und stellen wichtige Weichen für deine berufliche Zukunft.

Häufige Irrtümer über den Arztberuf

Ein Praktikum vor dem Studium hilft dir nicht nur, den Beruf kennenzulernen und wichtige Fragen zur Berufswahl zu beantworten, sondern auch, verbreitete Mythen zu hinterfragen. Hier sind die häufigsten falschen Erwartungen, die später oft zu Enttäuschungen führen – ein Praktikum zeigt dir außerdem, welche Aufgaben ein Arzt tatsächlich übernimmt:

1. „Ich werde als Arzt reich“

Natürlich verdienst du als Ärztin oder Arzt kein schlechtes Gehalt – aber reich werden die wenigsten. Der Weg dorthin ist lang, stressig und mit vielen Überstunden verbunden. Wenn dein Hauptmotiv das Geld ist, gibt es wahrscheinlich Berufe, die dich schneller ans Ziel bringen.

Viele Medizinstudierende entscheiden sich während des Studiums für einen Nebenjob, um ihr Einkommen aufzubessern.

2. „Ich will Ansehen und Respekt“

Das gesellschaftliche Ansehen des Arztberufs ist zwar noch immer hoch, doch es hat sich verändert. Die Realität im Klinikalltag hat wenig mit den Vorstellungen aus Serien wie Grey’s Anatomy zu tun. Der Arbeitsdruck ist hoch, und Dankbarkeit von Patientenseite ist nicht immer selbstverständlich.

3. „Ich habe gute Noten, also studiere ich Medizin“

Viele wählen das Medizinstudium, weil sie ein sehr gutes Abitur haben – nicht, weil sie ein echtes Interesse an Medizin verspüren. Doch gute Noten allein reichen nicht aus, um ein erfülltes Studium und Berufsleben zu haben. Leidenschaft, Empathie und Ausdauer sind mindestens genauso wichtig.

Warum ein Praktikum vor dem Medizinstudium so wichtig ist

Wenn du herausfinden willst, ob Medizin wirklich dein Weg ist, führt kein Weg an praktischer Erfahrung vorbei. Nur durch direkten Kontakt mit Patientinnen und Patienten, Ärztinnen, Pflegepersonal und dem Klinikalltag bekommst du ein realistisches Bild davon, was dich erwartet. Während deines Praktikums hast du außerdem die Möglichkeit, ein berufliches Netzwerk aufzubauen, das dir später beim Berufseinstieg helfen kann.

Ein Praktikum zeigt dir nicht nur, wie der Arbeitsalltag aussieht – du lernst auch:

  • wie Stress und Schichtarbeit sich anfühlen,
  • welche Verantwortung Ärztinnen und Ärzte tragen,
  • und wie wichtig Teamarbeit und Kommunikation im Gesundheitswesen sind,
  • dass du während des Praktikums wichtige Soft Skills wie Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke entwickelst,
  • und wie die täglichen Arbeitsabläufe im Krankenhaus organisiert sind.

Praktische Möglichkeiten: So bekommst du echte Einblicke

Du hast viele Möglichkeiten, schon vor Studienbeginn medizinische Erfahrung zu sammeln. Es gibt verschiedene Arten von Praktika, die du im medizinischen Bereich absolvieren kannst, zum Beispiel in einer Klinik, einer Praxis oder im Rettungsdienst. Je nach Zeit und Interesse kannst du zwischen verschiedenen Wegen und Branchen wählen.

1. Pflegepraktikum im Krankenhaus

Das Pflegepraktikum ist Pflichtbestandteil des Medizinstudiums – du kannst es aber schon vor Studienbeginn absolvieren.

Vorteile:

  • Du lernst den Klinikalltag aus nächster Nähe kennen.
  • Du bekommst ein realistisches Gefühl für Arbeitszeiten, Belastung und Hierarchien.
  • Während des Praktikums erhältst du Einblick in verschiedene Tätigkeiten, die im Pflegebereich anfallen, und sammelst so wertvolle Praxiserfahrungen.
  • Die bereits abgeleisteten Monate kannst du dir später anrechnen lassen.

2. FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) im Krankenhaus oder Rettungsdienst

Ein FSJ dauert in der Regel 12 Monate und bietet dir tiefe Einblicke in den Pflege- oder Rettungsdienst.

Vorteile:

  • Du sammelst intensive Praxiserfahrung.
  • Das FSJ verschafft dir wertvolle Berufserfahrung, die deinen Lebenslauf stärkt und deine Chancen auf eine spätere Festanstellung verbessert.
  • Das FSJ verbessert deinen Lebenslauf und kann bei der Bewerbung positiv auffallen.

Nachteil:

  • Es kostet viel Zeit – für viele reicht ein kürzeres Praktikum aus, um sich zu orientieren.

3. Ausbildung oder Rettungssanitäter-Lehrgang

Wenn du besonders motiviert bist, kannst du eine kurze Ausbildung zum Rettungssanitäter absolvieren. Diese dauert rund drei Monate und vermittelt dir fundierte medizinische Grundlagen. Dabei hast du die Möglichkeit, viele praktische Fähigkeiten aus erster Hand zu erlernen, indem du direkt im Rettungsdienst mitarbeitest und die Arbeitsabläufe von erfahrenen Fachkräften beobachtest.

Vorteile:

  • Du lernst den Umgang mit Notfällen und die medizinische Erstversorgung.
  • Später kannst du während des Studiums im Rettungsdienst jobben.

4. Praktikum in einer Arztpraxis

Auch ein Praktikum bei einer niedergelassenen Ärztin oder einem Arzt ist eine gute Option. Du siehst, wie der Kontakt zu Patientinnen und Patienten abläuft und wie Diagnosen gestellt werden. Dabei erhältst du zudem Einblicke, wie eine Arztpraxis als Unternehmen organisiert ist und welche Abläufe im Hintergrund notwendig sind.

Wie du den richtigen Platz für dein Praktikum findest

Je nachdem, ob du dich mehr für Klinik, Praxis oder Notfallmedizin interessierst, kannst du gezielt suchen. Hier ein paar Tipps:

  • Frühzeitig bewerben: Viele Krankenhäuser und Arztpraxen haben begrenzte Praktikumsplätze. Bewirb dich mindestens drei Monate im Voraus.
  • Nachfragen bei der Pflegedienstleitung oder Personalabteilung: Besonders große Kliniken haben eigene Ansprechpartner für Praktika.
  • Netzwerke nutzen: Vielleicht kennst du jemanden im medizinischen Bereich – persönliche Kontakte sind bei der Suche nach einem Praktikumsplatz besonders hilfreich und persönliche Empfehlungen öffnen oft Türen.
  • Kombiniere Praktikum und Pflegepraktikum: So sparst du Zeit und erfüllst gleichzeitig schon eine Studienvoraussetzung.

Steuern und Sozialabgaben während des Praktikums

Ein Praktikum ist nicht nur eine wertvolle Möglichkeit, erste Berufserfahrungen zu sammeln und die eigenen Chancen auf einen erfolgreichen Start ins Berufsleben zu erhöhen – es bringt auch ein paar organisatorische Fragen mit sich. Besonders das Thema Steuern und Sozialabgaben sorgt bei vielen Studenten und Praktikanten für Unsicherheit. Damit du dich voll und ganz auf deine Erfahrungen im Praktikum konzentrieren kannst, lohnt sich ein kurzer Überblick über die wichtigsten Regeln.

Wenn du ein Pflichtpraktikum im Rahmen deines Studiums absolvierst, musst du dir in der Regel keine Sorgen um Steuern machen. Solche Praktika sind Teil deiner Ausbildung und werden meist nicht oder nur gering vergütet. Selbst wenn du ein kleines Gehalt bekommst, bleibt dieses in den meisten Fällen steuerfrei, solange es bestimmte Freibeträge nicht überschreitet.

Anders sieht es bei einem freiwilligen Praktikum aus, das du außerhalb der Studienordnung oder zusätzlich zum Studium machst. Hier gilt in der Regel der Mindestlohn, und die Vergütung ist steuerpflichtig. Je nach Höhe deines Gehalt können auch Sozialabgaben wie Krankenversicherung oder Rentenversicherung anfallen. Als Studentprofitierst du jedoch oft von besonderen Regelungen, zum Beispiel, wenn du während des Semesters nur eine bestimmte Stundenzahl arbeitest.

Um auf der sicheren Seite zu sein, solltest du dich vor Beginn deines Praktikums bei der Personalabteilung des Unternehmens oder bei deiner Uni informieren. Ein Gespräch mit einem Steuerberater kann ebenfalls helfen, offene Fragen zu klären und spätere Überraschungen zu vermeiden.

Fazit: Mit dem richtigen Wissen rund um Steuern und Sozialabgaben kannst du dein Praktikum entspannt angehen und dich auf das konzentrieren, was wirklich zählt – wertvolle Erfahrungen zu sammeln, neue Möglichkeiten zu entdecken und deinen eigenen Weg im Berufsleben zu finden.

Wie lange sollte dein Praktikum dauern?

Die Dauer des Praktikums beträgt oft vier bis acht Wochen. In dieser Zeit erlebst du verschiedene Schichten, Aufgabenbereiche und Arbeitsweisen.

Wenn du unsicher bist, ob du dich langfristig für die Medizin begeistern kannst, ist ein kürzeres Praktikum besser als gar keins – du investierst wenig Zeit, gewinnst aber wertvolle Klarheit.

Was du aus einem Praktikum wirklich mitnimmst

Ein gut absolviertes Praktikum kann dir langfristig Vorteile bringen:

  • Sicherheit bei deiner Studienwahl: Du weißt, worauf du dich einlässt.
  • Motivation: Du startest mit Begeisterung und realistischen Erwartungen ins Studium.
  • Bessere Chancen bei Bewerbungen: Praktische Erfahrung wirkt überzeugend – besonders bei privaten oder ausländischen Universitäten.
  • Soziale und kommunikative Kompetenzen: Du lernst, mit Patientinnen, Pflegekräften und Ärztinnen im Team zu arbeiten.
  • Entwicklung wichtiger Soft Skills: Im Praktikum verbesserst du Fähigkeiten wie Teamarbeit, Zuverlässigkeit und Kommunikationsstärke, die für den erfolgreichen Einstieg in die Berufswelt entscheidend sind.
  • Einblick in medizinische Abläufe: Von Blutabnahme bis Visite – du verstehst, wie Theorie und Praxis zusammenhängen.

Im Praktikum sind praktische Fähigkeiten oft wichtiger als das Wissen, das du in Vorlesungen oder Hausarbeiten erworben hast. Außerdem hast du die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen und so aktiv zur Weiterentwicklung im Arbeitsumfeld beizutragen.

Tipp: Kombiniere Vorbereitung mit Strategie

Viele verbringen viel Zeit damit, den idealen Weg ins Medizinstudium zu finden – ob über TMS, Ausland oder private Universitäten. Dabei wird oft vergessen, dass Erfahrung im Gesundheitswesen nicht nur persönlich bereichert, sondern auch strategisch wertvoll ist. Ein Praktikum vor dem Studium ist eine sinnvolle Idee, um die eigene Zukunft aktiv zu gestalten und neue Berufsfelder kennenzulernen.

Ein absolviertes Praktikum kann in Kombination mit einem guten TMS-Ergebnis oder einer medizinischen Ausbildung deine Chancen deutlich erhöhen.

Wenn du wissen möchtest, wie du deinen Numerus Clausus verbessern und gezielt an einen Studienplatz kommen kannst, lohnt sich ein strukturierter Plan – z. B. durch professionelle Studienberatung oder Leitfäden zur Zulassung.

Fazit: Ein Praktikum ist dein Reality-Check vor dem Studium

Ein Praktikum vor dem Medizinstudium ist kein „Muss“, aber eine der klügsten Entscheidungen, die du treffen kannst. Es hilft dir, herauszufinden, ob du wirklich Arzt oder Ärztin werden möchtest – und gibt dir Selbstvertrauen für alles, was kommt.

Egal, ob im Krankenhaus, beim Rettungsdienst oder in einer Praxis – jede Erfahrung bringt dich deinem Ziel näher und schützt dich vor späteren Fehlentscheidungen.

Denn nichts ist wertvoller, als zu wissen, dass du dich für den richtigen Beruf entschieden hast.